Präsentation in Budapest, April 2012
»Die Entstehung und Entwicklung eines serbischen Wir-Diskurses in der Habsburger Monarchie«
Kanon – Zäsur – Wissenschaft. Das historische Erzählen in Österreich/Ungarn – und anderswo. Conference at the German Department, Eötvös-Loránd-Universität, Budapest, 19. April 2012.
Zusammenfassung: Diese Präsentation fragt danach, was einen Erinnerungsdiskurs erst möglich macht: das bestehen eines Subjektes, das erinnert. Im Falle serbischer Diskurse entstand ein solches »Wir« im Sinne einer modernen Öffentlichkeit zunächst in Form kollektiver Kommunikation in der Habsburger Monarchie Ende des 18. Jahrhunderts. Dieser Fall ist deshalb so besonders interessant, weil er die eigentliche Funktionsweise eines Wir-Diskurses beispielhaft zeigt: es handelt sich um einen kollektiven Kommunikationsprozess, der sich von anderen abzugrenzen versucht. Dies war in der kulturell-politischen Situation der serbischen Minderheit in der Monarchie besonders schwierig, und überdies eine Frage der Ressourcen. Ende des 19. Jahrhunderts tritt eine weitere Besonderheit serbischer Öffentlichkeit in Österreich-Ungarn hinzu: der Export des Wir-Diskurses über den Atlantik unterstreicht, dass Öffentlichkeiten grundsätzlich mobil sind. Schließlich verweist die Transformation serbischer Wir-Diskurse in Österreich, Ungarn und den USA in den 1930er Jahren auf eine weitere Eigenschaft von Öffentlichkeit: ihre Endlichkeit.